Ein Kundin, nennen wir sie mal Heike, erzählte mir bereits im Vorgespräch,
das ihr ganzes Leben am Boden liegt, und egal was sie tue, sie käme nicht weiter.
Das ganze Leben ist ein großes Thema und wir verabreden uns für mehrere Stunden, die nur ihr gehörten.
Heike ist Bankerin, seit vielen Jahren erfolgreich im Geschäft, hat auf gut deutsch gesagt, Geld wie Heu, eine 1A-Karriere hingelegt und einen Mann der sie auf Händen trägt.
Sie ist im Führungsteam einer fast 1000-köpfigen Belegschaft, eine Position von der Viele nur träumen, doch sie ist todunglücklich.
Nein, nicht weil ihre Ehe langsam den Bach runtergeht, da sie jeden Abend fix und fertig, lustlos und mies gelaunt nur noch ihre Ruhe haben will. Das ist zwar so, aber das ist nicht ihre größte Sorge.
Sie hat auch nicht irgendwelche Krankheiten, sie ist mit ihrem Körper mehr oder weniger zufrieden und das sie keine Kinder hat, ist auch kein Thema für sie.
Sie ist unglücklich, weil sie sich innerlich zerissen fühlt.
Heike hat vor einigen Jahren schon erkannt, das ihr Leben so nicht weiter gehen kann.
Das es mehr gibt als 12 Stunden über Excel-Tabellen zu hängen, in Meetings zu sitzen, wo stundenlang ernsthaft über Dinge diskutiert wird, die eh im Sande verlaufen und jeden Tag das Hamsterrad weiter zu treten, bis zur Rente.
Sie begann Bücher zu lesen, über Spiritualität, über den Sinn des Lebens, über ganzheitliche Führungsstile und wie man das Glück findet. Sie besuchte Vorträge, Seminare und absolvierte Ausbildungen bei namhaften Coaches und Weisheitslehrern und hat Vieles im Leben neu verstanden und aus einer neuen Sicht gesehen.
Als sie mir im Vorgespräch erzählte, was sie schon alles gemacht hatte, dachte ich erst „Hurra, ein leuchtender Stern im Bankenhimmel, endlich jemand der eine neue Form der Zusammenarbeit und Unternehmensführung unterstützt“ aber als ich näher hinsah, erkannte ich , das dieser Stern wie hinter einer Wolke ins Unsichtbare abtriftete.
Die erste Stunde verbrachte sie fast ausschließlich damit, mir ihr Herz auszuschütten.
Sich alles von der Seele zu reden, was sie bedrückt, auszusprechen, was sie noch niemals vorher jemanden gesagt hatte.
Bewertungen, Anschuldigungen, Wut, Hass, Trauer, so vieles sprudelte aus ihr heraus. Festgesteckt und eingesperrt seit einiger Zeit.
Ich erlebe immer wieder, das Menschen, besonders die Spirituellen ihre Probleme damit haben all ihre Emotionen und Gedanken auszudrücken. Angeblich hat man ja das Herz geöffnet und alles ist ja Licht und Liebe und im inneren brodelt die Dunkelheit.
Ihr grundlegendes Problem war, das sie seit längerer Zeit in zwei Welten lebte.
Das eine ist die Welt die sie beruflich lebt.
Ein knallhartes Geschäft mit viel Ellenbogenmentalität, Show und Maskerade.
Das andere ist ihre Welt die sie im Innen trägt, auf der Suche nach Sinn, Freude, Veränderung.
All das was sie auf ihrem eigenen Weg gelernt hatte, war in ihrem Kopf wie gefangen.
Sie konnte fühlen das dieses Wissen stimmte und wenn sie auf Seminaren war, erlebte sie einen wahren Hype. Doch dann kam sie zurück in ihr geregeltes Leben und alles stürzte zusammen. Teilweise empfand sie es sogar schlimmer als vorher, weil sie ja nun wusste das es auch Anders ginge.
Hier ein kleiner Einblick in unser Gespräch:
Ulla: Warum beginnst du nicht umzusetzen, was du alles gelernt hast?
Heike: Ich kann ja nicht alles hinschmeissen?
Ulla: Warum hinschmeissen?
Heike: In der Bank geht das nicht.
Ulla: Warum nicht?
Heike: Die verstehen das nicht, das geht nicht?
Ulla: Hast du es mal versucht?
Heike: Ja, aber da kommt nur Ablehnung?
Ulla: Aus welchen inneren Haltung heraus hast du versucht etwas zu ändern?
Heike: ich finde das alles mittlerweile zum kotzen, ich kann das nicht mehr hören.
Ulla: Lehnst du ab, was dort geschieht?
Heike: Ja, auch in mir ist Ablehnung.
Ulla: Was war dein Gefühl dabei?
Heike: Ich will hier weg.
Ulla: Was hast du von deinen Kollegen erfahren?
Heike: Sie wollten das ich verschwinde und lehnten ab was ich sagte.
Ulla: Erkennst du das Prinzip?
Heike: Ja, Mist. Ich lehne sie und ihre Einstellung total ab und sie meine. Wie innen so außen.
Ulla: Was würdest du dir denn wünschen wenn alles möglich wäre?
Heike: (schweigen, überlegen, schweigen) schwer zu sagen.
Ulla: Also hast du keinen Plan was du willst?
Heike: Nicht so richtig, ich will endlich glücklich leben.
Ulla: Was sind die Kernthemen deines glücklichen Lebens?
Heike: Frieden und Harmonie.
Ulla: Strahlst du das gerade aus?
Heike: Oh nein, ich bin total im Unfrieden und überhaupt nicht in Harmonie, mit nichts.
Ulla: Wie glaubst du, wird sich Frieden und Harmonie in deinem Leben zeigen?
Heike: Ich hab doch so viel im Inneren gemacht, nun könnte das Universum doch langsam mal was ändern.
Ulla: Wer ist das Universum für dich?
Heike: Weiß nicht, halt alles, auch die Welt im Außen.
Ulla: Bist du nicht selbst das Universum?
Heike: Doch auch, aber ich hab doch schon soviel.
Ulla: Aber du sagst doch du bist im Unfrieden und im der Disharmonie.
Heike: Ja aber, weil das Außen so ist.
Heike: Mist, wie Innen so Außen.
Ulla: Genau, du hast viel im deinen Kopf gemacht, gelernt, verstanden, aber du lebst es nicht.
Ulla: Wie war deine Stimmung als du in Meetings versuchtest einen neuen Wind ins Unternehmen zu bringen?
Heike: Ich war ablehnend, im Unfrieden, nicht in meiner Mitte
Ulla: Wie hast du mit dir selbst geredet?
Heike: Das alles Scheiße ist.
Ulla: Könntest du mal versuchen, dich zu fragen wie du mehr Frieden, Harmonie und Akzeptanz in dein Leben bringen könntest?
Heike: Das würde ja bedeuten das erst mal alles gut ist wie es ist.
Ulla: Ja, das wäre friedlich, oder?
Ulla: Hast du dir mal die Frage gestellt, was dich friedlich, harmonisch und annehmend macht?
Heike: Nein, ich frage mich immer nur wie ich das aushalten soll.
Ulla: Wie wäre es die Frage zu ändern?
Heike: Ich hab schon tausend Antworten im Kopf, die ich vorher nicht gesehen habe.
Ulla: Was würdest du denn am liebsten tun?
Heike: So was wie du, dieses ganze Wissen das ich gelernt habe, dorthin bringen wo es gebraucht wird. In Unternehmen damit Menschen glücklicher werden.
Ulla: Warum beginnst du nicht dort wo du bist, warum beginnst du nicht dort wo Menschen dir bereits vertrauen. Warum glaubst du das sie evtl. mir mehr vertrauen als dir, oder warum sollten andere dir vertrauen und nicht dein eigenes Team?
Heike: (Schluckt) Ich glaube ich habe gerade einen Schlüssel zum Glück gefunden.
Ulla: Was könntest du tun, damit dein Team dir vertraut und deine Impulse ernst nimmt.
Heike: Ich müsste vertrauen ausstrahlen und Kompetenz.
Ulla: Was würdest du dafür brauchen?
Heike: Mir selbst vertrauen.
Ulla: Was macht dich kompetent?
Heike: Wenn ich vorlebe was ich sage.
Ulla: Tust du das bereits?
Heike: Nein ich weiss nur darum wie es gehen würde, ich tue es noch nicht.
Ulla: Ab wann willst du starten, wenn die neue Welt vom Himmel plumpst oder jetzt direkt?
Heike: lieber jetzt.
Ulla: dann los.
Das Coaching ging noch einige Zeit weiter, denn Heike hatte einige Themen in sich warum sie verhinderte glücklich zu sein, aber was ich dir damit sagen will, ist folgendes:
Handle von dem Standpunkt wo du hinwillst, von der Perspektive des Friedens und der Harmonie, heute schon.
Warte nicht bis das Außen sich verändert, bis eine Welt von Himmel plumpst die genau so ist wie in deinen Träumen, denn das wird nie geschehen.
Beginne da wo du bist, das zu integrieren was du dir von ganzem Herzen wünschst.
Wenn du dir wie Heike mehr Frieden und Harmonie wünschst, dann schenke der Welt genau das.
Wenn du dir mehr Freude wünschst, dann gebe der Welt etwas worüber sie sich freuen kann.
Wie Heike geht es im Moment sehr vielen Menschen dir mir begegnen.
Wir leben in einer Welt die sehr stark von den sogenannten männlichen Prinzipien geprägt ist, von Aktivität und Messbarkeit.
Gleichzeitig haben wir viel Wissen erlernt von den weiblichen Qualitäten wie Mitgefühl, Empathie, Integrität und Ganzheitlichkeit.
Nun beginnt eine Zeit die uns herausfordert, einen neuen Weg zu gehen, der beides vereint.
Lebe dein Wissen, nicht nur abends im stillen Kämmerlein mit deinem Buch, oder an einem Wochenendseminar, sondern jeden Tag, dort wo du bist.
Das ist Weisheit, das ist dein neuer Weg.
Der Beitrag sei wirksam, dort wo du bist erschien zuerst auf Ulla Geiben.